Die rote Jacke verpflichtet

Brand in einem Industriegebäude. Mehrere Personen gelten als vermisst. In den Online-Medien würde diese Meldung als «Breaking News» bezeichnet. Gottlob war es kein dramatischer Ernstfall, sondern die Anlage zur Hauptübung der Verbundfeuerwehr WOLF vom vergangenen Samstag. «Nachdem wir letztes Jahr dem Publikum unsere Arbeit an verschiedenen Posten vorgestellt haben, ist dieses Jahr eine Übung geplant, die einer realen Havarie gleicht. Die Feuerwehr ist als Ganzes gefordert», erklärte Reto Strickler, Kommandant der WÖLFE.

Manöverkritik mit den Offizieren.So rückte dann die Feuerwehr mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, weitherum hörbar an den Zinsmattweg aus. Dort drang Rauch aus einem Industriegebäude. Es ging schnell und es sah chaotisch aus. Vierzig Feuerwehrleute legten Schläuche aus, der Atemschutztrupp bereitete sich vor, das Gebäude zu stürmen und die vermissten Personen zu suchen. Erste Priorität, Leben retten. Was als Chaos wahrgenommen wird, hat hingegen seine Ordnung. Jede und jeder weiss, was zu tun ist. Die Handgriffe sitzen, sie wurden hundertfach eingeübt. Das zahlt sich jetzt aus. Entscheide müssen von den Offizieren und Einsatzleitern sofort getroffen werden. Das Feuer wartet nicht. Das zahlreiche Publikum bekam so einen guten Eindruck, wie ein solcher Einsatz abläuft.

Schliesslich wurden vier Personen gerettet. Der Rauch wurde aus dem Gebäude geblasen, um überhaupt Sicht zu haben. Die Arbeit mit der schweren Ausrüstung am Rücken ist schweisstreibend. Dennoch herrschte Zufriedenheit, alle Vermissten waren in Sicherheit. An der folgenden Besprechung war Übungsleiter Marco Rossi im grossen Ganzen zufrieden mit der Arbeit. «Die Rettung hat mir etwas gar zu lange gedauert», kritisierte er, «der erste Trupp hätte viel früher ins Gebäude eindringen müssen.» Die Kommunikation sei gut gewesen und die Übung sei erfüllt. «Danke für den Einsatz». Danach steckten die Offiziere noch die Köpfe zu einer Besprechung zusammen, derweil die Schläuche eingerollt, das Material eingesammelt und der Rückweg zum Feuerwehrmagazin angetreten wurde.

Vergesst die Arbeitgeber nicht

Während der Retablierungsarbeiten erklärte Oberleutnant Philipp Salathé dem Publikum, weshalb Rauch in Gebäuden grosse Schäden anrichten kann. Zwar sei es richtig, Türen und Fenster zu schliessen, wenn in einem Zimmer ein Brand ausgebrochen sei, so wird dem Feuer der Luftsauerstoff entzogen. Die Feuerwehr wird aber den Rauch wenn immer möglich aus einem Gebäude herausblasen. Fluchtwege werden sichtbar und Rauchschäden, etwa über Treppenhäuser, werden weitmöglichst vermieden.

Das Schlusswort gehörte dann Kommandant Reto Strickler. Aus der Feuerwehr verabschiedet wurde Michel Degen nach 25-jährigem Feuerwehrdienst in denen er auch die Tschoppenhöfer Feuerwehr kommandierte. «Thomas Roth hätte das Dienstalter ebenfalls erreicht, er hat sich aber entschieden weiter zu machen»; sagte Strickler. Zum Leutnant befördert wurde Christian Weber, ihm wurde die rote Jacke übergeben, die ihn künftig als Offizier kenntlich macht. «Denk dran, die rote Jacke verpflichtet zu Einsatz, Entscheidungen und Motivation», gab Strickler
ihm auf den Weg. Ein besonderes Anliegen waren dem Kommandanten die Arbeitgeber seiner Feuerwehrleute. Es sei immer weniger selbstverständlich, dass die Leute von diesen für den Feuerwehrdienst freigestellt werden. «Dankt euren Arbeitgebern für das Entgegenkommen, bringt ihnen eure Wertschätzung zum Ausdruck», mahnte er. Den Dank der Behörden und der Bevölkerung überbrachte Markus Damm, Präsident des Feuerwehrrates. «Dass wir uns sicher fühlen, dafür leistet die Feuerwehr einen wichtigen Beitrag. Die ist im Bewusstsein der Bevölkerung tief verankert». Der folgende Apéro leitete dann zum gemütlichen Teil der eindrücklichen Demonstration der Feuerwehr WOLF über.

Reto Strickler, geschätzter WOLF-Kommandant.

Übungsbesprechnung mit der Mannschaft.

EDI GYSIN

Quelle: ObZ Oberbaselbieter Zeitung